Umsetzungsphase im Klar- Programm (04/2022-03/2024)
In der Umsetzungsphase geht es um die Themen Land- und Forstwirtschaft, Wasserversorgung, klimafittes Bauen, sanfter Tourismus und Kunst und Klima.
Im KLAR!-Konzept hat die Region 12 Maßnahmen definiert, die bis 2024 umgesetzt werden sollen. Der Fokus liegt dabei auf dem Wald. Dieser ist ein wichtiger Faktor für den Lebensraum Großes Walsertal. Er bietet Schutz für die Menschen im Tal. Diesen zu erhalten und zu schützen, ist ein Anliegen vom KLAR!- Programm.
Weiteres Kernthema ist das klimafitte Bauen. Wie Gemeinden und Privatpersonen baulich auf das veränderte Klima mit seinen heißen und trockenen Sommer reagieren können, wird hier bearbeitet.
Beim Thema sanfter Tourismus sollen als alternatives Winterangebot bestehende (alte Ortswege) und neue Wege evaluiert werden, die sich für Winterangebote nutzen lassen. Durch den Klimawandel nimmt die Anzahl der Tage mit Naturschneebedeckung in allen Höhenlagen aufs Jahr gesehen stark ab, wodurch sich negative Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung, Tourismus und Wasserhaushalt ergeben. Deshalb werden die Winterwanderwege als Alternativen und Ergänzungen zum bestehenden Skitourismus im Winter als Angebot erschlossen. Als zweite Maßnahme zum sanften Tourismus sollen Klimaguides ausgebildet werden, die das Naturführer:innen-Programm im Großen Walsertal mit einer Führung zum Klimawandel bereichern sollen.
Basis der Umsetzung bildet das Anpassungskonzept. Das gesamte Konzept zum Download.
Der Wald erfüllt verschiedene Funktionen wie die Erholungs-, Nutz- und Schutzfunktion. Im Großen Walsertal ist die Schutzfunktion von größter Bedeutung, da der Wald die Bevölkerung vor Naturgefahren schützt und ihnen eine sichere Existenz im Tal ermöglicht. Doch der Wald ist durch verschiedenste Faktoren bedroht. Um ihn nachhaltig im Hinblick auf das veränderten Klima zu bewirtschaften, sollten entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Grundlage dafür sind allgemein verständliche und objektive Daten zum Thema Wald im Großen Walsertal. Im KLAR- Programm sollen diese Daten von einem externen unabhängigen Büro gesichtet und aufbereitet werden, um den IST- Stand zu erheben. Die Ergebnisse dienen in weiterer Folge als Basis für die Festlegung von zu erhebenden SOLL-Daten in einem umfassenden, talweiten Monitoring.
Durch den Klimawandel nimmt die Temperatur zu und die Niederschläge im Sommerhalbjahr nehmen ab. Daher werden Hitzetage vermehrt auftreten und eine gesteigerte Waldbrandgefahr wird erwartet. Die derzeit nur punktuell auftretenden Waldbrände könnten sich durch den Trockenstress häufen, weshalb eine gesteigerte Widerstandsfähigkeit und Absicherung gegenüber Waldbränden notwendig ist. Das KLAR!- Programm soll daher dazu genutzt werden, bestehende Löschwasserstrukturen zu evaluieren und eventuell benötigte Sondierungen anzulegen.
Zusammen mit Forstbeauftragten und der Feuerwehr soll eine Strategie entwickelt werden, die unter anderem auch eine sinnvolle Regenwasserverwendung sicherstellen kann. Weiterhin sollen Retentionsbecken geprüft werden.
Da in Zukunft die Tage mit Naturschneebedeckung in allen Höhenlagen aufs Jahr gesehen markant abnehmen werden, wirkt sich dieser Aspekt negativ auf die Freizeitgestaltung, den Tourismus und den Wasserhaushalt aus. Deshalb werden Alternativen und Ergänzungen zum bestehenden Skitourismus im Winter zentral.
Die Maßnahme „Winterwandern mit kleinem Fußabdruck“ gehört zum Thema sanfter Tourismus. Ziel dabei ist es, zwei neue Routen für Winterwanderungen auszuweisen. Dazu wurden im August 2022 Fragebögen an die Gemeinden gesendet, um die bestehenden Winterwanderwege und eventuell geplante Wege zu eruieren. Die Fragbögen haben wir bereits zurückbekommen und werten sie gerade aus.
In der Maßnahme „Klimaguides- Thematische Wanderungen zum Klimawandel“ soll ein Klimaguide- Team zusammen gestellt werden, das ab Sommer 2023 geführte Wanderungen zum Thema Klimawandel im Großen Walsertal durchführt. Hierbei wird mit fachlichen Partner:innen eine Ausbildung erarbeitet, die die Themen des Klimawandels im Gebirge abdeckt. Ziel ist es die Bevölkerung für die Veränderungen des Klimas im Großen Walsertal zu sensibilisieren und aufzuklären, um die schützenswerte Natur zu erhalten.
Die Maßnahme „Checkliste für Gemeindeinfrastrukturen“ gehört zum Thema klimafittes Bauen. Hierbei soll durch die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs/Checkliste eine Grundlage für den Planungsauftrag in Gemeinden geschaffen werden. Gemeinden können somit klimarelevante Inhalte und Anpassungsmöglichkeiten in ihre infrastrukturellen Projektierungen miteinbeziehen. Folglich soll es eine verbesserte Anpassung der Gemeindeinfrastrukturen an veränderte klimatische Bedingungen geben, wobei bei der Gestaltung von Außenräumen (z.B. Parkflächen, öffentliche Plätze, Spielplätze, Straßenflächen…) klimarelevante Inhalte und Kriterien daher in der Projektierung und Umsetzung verstärkt mitberücksichtigt werden sollen.
Die Maßnahme „Klimafitte Bauregelungen/ Baufibel“ gehört zum Thema klimafittes Bauen. Die Anforderungen an das Bauen werden aufgrund der Extremwetterereignisse durch den Klimawandel wie Schneelasten, Sturmschäden und Hagelereignisse deutlich steigen. Zum Beispiel gibt es im Gegensatz zu früher mehr und intensivere Stürme. Auch der Schutz von Gebäude vor Gleitschneelawinen muss in Betracht gezogen werden. Durch die Hitze im Sommer führt eine erhöhte Raumtemperatur in Gebäuden zu einem ungünstigen Innenraum- und Wohnklima, sowie einem erhöhten Kühlbedarf. Umso wichtiger ist es, die energetische und ökologische Gebäudequalität zu verbessern, was durch verstärkte Wärmedämmung, geringere Glasflächen, Grünflächen, Schattenbäume, natürliche Beschattung geschehen könnte. Diese Maßnahmen helfen nicht nur im Sommer gegen die Hitze, sondern auch im Winter gegen die Kälte. Zudem müssen am Gebäude verstärkt auch Materialien eingesetzt werden, die thermische Belastungen aushalten.
Um Privatpersonen, die vor haben zu bauen eine erste Orientierung zu geben und zu unterstützen, sollen vom KLAR- Programm aus Bau- und Gestaltungsrichtlinien und/oder eine Baufibel geplant werden, die eine klimafitte Entwicklung fördert und etwaige Fördermöglichkeiten aufzeigt.
In der Maßnahme „Forum- Klimafitte Berglandwirtschaft“ soll im Herbst 2023 ein Forum stattfinden, in dem die Themen der Landwirtschaft in Bezug auf den Klimawandel zwischen landwirtschaftlich interessierten Personen diskutiert werden können. Als Impulse wird es Vorträge von Expert:innen geben. Zusätzlich soll die Einrichtung einer landwirtschaftlichen Demonstrationsfläche (Reallabor) durchgeführt werden, bei der auf Basis der Ergebnisse und Daten Klimaanpassungsmaßnahmen vor Ort erprobt werden.
Dürreereignisse, die bis jetzt im Schnitt nur alle 10 Jahre vorgekommen sind, werden in Zukunft häufiger auftreten. Das stellt besonders die Land- und Forstwirtschaft vor Herausforderungen. In der KLAR- Maßnahme „Wasserversorgung auf den Alpen“ soll der aktuelle IST-Stand erhoben werden, wobei auf allen Alpen des Tales die Quellschüttungen und Bedarfe eruiert werden sollen. Dieser erhobene IST- Stand kann als Basis für einen weiterführenden Dialog zur Wasserversorgung auf den Alpen genutzt werden.
In der Maßnahme „Bewusstseinsbildung/ Öffentlichkeitsarbeit/ Vernetzung“ soll das KLAR- Programm in die Bevölkerung gebracht werden. Das geschieht mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen durch die KLAR- Koordinatorin und monatliche Artikel in der talschafft.
Der Wald und seine Schutzfunktionen haben eine große Bedeutung in der Region. Durch den Klimawandel und die dadurch verursachte Trockenheit, die veränderten Niederschlagsmuster sowie zunehmende Nutzung könnte der Zustand des Waldes geschwächt werden. Um die bereits jetzt tätigen regionalen Akteure zu unterstützen, sollen auch andere Gruppen, insbesondere die lokale Bevölkerung und Touristen, in die Erhebung von Zustandsdaten des Waldes miteinbezogen werden. Dieses soll mit Hilfe von Citizen Science geschehen. Citizen Science bedeutet das Durchführen von Forschungsprojekten mit und von der Bevölkerung. Im Rahmen dieser KLAR- Maßnahme wird ein solches Forschungsprojekt im Großen Walsertal entwickelt und durchgeführt werden.
Kultur, Kunst und Design können uns als Gesellschaft dabei helfen, über die ambivalente Beziehung von Natur und Mensch zu reflektieren und kritische Fragen zu stellen. Dazu hatte das NATURE DESIGN CAMP 2022 sein Basislager von Freitag, 22. - Sonntag, 24. April im Tal/Studio in St. Gerold aufgeschlagen. Es widmete sich in Form eines partizipativen Design-Workshops den Themen Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Klimawandel und sollte dazu wertvolle Perspektiven aus der Gesellschaft rund um den Biosphärenpark Großes Walsertal an einem Ort vereinen. Im Zuge eines Umweltprojektes mit Schwerpunkt Organisationsdesign und Nachhaltigkeit an der Kunst und Design Akademie HDK-Valand in Göteborg, Schweden lud Eco-Social Designer Chris Matt und Studio Matt in Zusammenarbeit mit der Biosphärenparkregion zu einem praktischen Design-Workshop ein.
Teilnehmer:innen aus dem Tal und in das Tal kommend, konnten während des Design-Workshops aktiv gestalten und tatkräftig experimentieren. Im Kollektiv kreierten und diskutierten sie ein neues Naturverständnis um sich in der Natur wieder als Teil eines größeren Zusammenhangs zu verstehen. Daraus ist der Nature Design Guide (NDG) entstanden – ein Leitfaden für ein systemisches Denken und Fühlen mit der Natur. Dieser enthält Übungen zur ganzheitlichen Naturerfahrung aufbauend auf den Inner Development Goals. Die Vorstellung des Nature Design Guides fand am 13.10.22 im Tal/Studio in St. Gerold statt.
Was sagen Künstler:innen zum Klimawandel und wie drücken sie sich dazu aus? Kunst kann der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten und so den Finger auf unangenehme Wahrheiten legen. Aber Kunst kritisiert nicht nur, sie inspiriert auch. Bei der Maßnahme „Kunst und Klima“ kommen regionale Künstler:innen zu Wort und zeigen ihre Auseinandersetzung zum Thema Klimawandel. Eine Ausstellung oder Kunstinstallation soll dazu geplant werden, um einen ästhetischen Zugang zur Thematik Klimawandel und dessen Folgen zu schaffen.