50 Jahre REGIO und 20 Jahre Biosphärenpark­

    Lebensraum, Modellregion, ein verbundenes Tal

    Die REGIO Großes Walsertal bildet seit 50 Jahren den Rahmen zur übergemeindlichen Kooperation und Zusammenarbeit. Sie hat den Weg zur Entfaltung als Biosphärenpark formal aufbereitet und damit wegweisende Schritte für das gemeinsame Entwickeln und zur Positionierung der Region gesetzt.

    Ziel der UNESCO Biosphärenparkregion Großes Walsertal ist es, den Lebensraum in ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht achtsam und bewusst zu gestalten. Dieser Zweck ist auch in den Statuten der REGIO Großes Walsertal festgeschrieben und bildet die Basis der Zusammenarbeit der Gemeinden. Die Menschen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie sind eingeladen, am Schutz und an der Entwicklung ihres Lebensraums aktiv mitzuwirken.

    Das Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen soll somit zum Feiern einladen, aber auch zum Innehalten. Es soll einladen, sich Zeit zu nehmen um zurückzuschauen, welchen Weg die Region gegangen ist und zu reflektieren, welche Kooperationen und Entscheidungen für die Gegenwart entscheidend waren. Eine Art Standortbestimmung. Viel mehr jedoch soll das Jubiläum motivieren, den Blick in die Zukunft zu richten und diese Kraft aus den letzten 50 Jahren in künftige gemeinsame Gestaltungsmöglichkeiten zu übertragen.

    Zu Zeiten der Gründung der REGIO Großes Walsertal Anfang der 70er Jahre waren es vor allem Heraus­forderungen wie Abwanderungstendenzen, erschwerte Bedingungen durch fehlende Infrastrukturen und neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen. Eine global verstärkte Industrialisierung machte Druck auf die Berglandwirtschaft und zwang einige zur Veräußerung ihres Hab und Guts.

    Mit der Biosphärenparkgründung gut 30 Jahre später haben sich der Auftrag und die damit verbundenen Themen zum Teil verändert. Die infrastrukturelle Aufbauarbeit war unter großer Anstrengung geleistet. Nun brauchte die Region eine Schärfung der Position und Visionen, die authentisch dem Lebensraum entsprechen. Damit verbunden sind regionale Strukturen, welche die aktuellen großen gesellschaftlichen Themen wie Klimawandel, Artenverlust, soziale Ungleichheiten und nachhaltiges Wirtschaften und Konsumieren aufnehmen und mit den regionalen Handlungsmöglichkeiten steuern.

    Und so zeigen sich Parallelen zur Gründungszeit und der heutigen Zeit, mit vergleichbaren Kräften und Motivationen. Nämlich einerseits, um Übergänge in neue Zeiten zu gestalten und andererseits, einer gewissen Ohnmacht und einem Mutverlust mit positiven Zukunftsbildern und starkem Zusammenhalt entgegenzuwirken.

    „Die Entmutigung war so groß, dass die freiwerdenden Gründe nicht von den Menschen im Tal erworben wurden […] Man hat keine Zukunft gesehen. Die REGIO hat einen gewaltigen Wandel gebracht – auch im Empfinden der Leute.“ Anton Türtscher, Zitat aus der Podiumsdiskussion des Festabends am 24. September 2022

    Alle Biosphärenpark-Gemeinden haben sich in diesem Jahr mit einem Beschluss ausgesprochen, Übergänge proaktiv gestalten zu wollen und einen Prozess mit externer Begleitung für die Umsetzung und das Ausprobieren von neuen Mustern, Strukturen, Formaten und Abläufen gestartet.

    Aus dieser Motivation heraus wollten wir ein Format schaffen, das an den Übergängen ansetzt und im freudigen Miteinander stattfindet - die Werk-

    statt fürs Tal. Übergänge enthalten kein fertiges Ziel, keinen Endpunkt, sondern bilden eine Vielzahl von positiven Startpunkten, die bewusst aktivierbar sind. Und an diesem Wochenende wurde so einiges gestartet und in Bewegung gesetzt. Hier geht es zur Bildgalerie.

    Werkstatt fürs Tal
    Kurzbericht zu einem Wochenende voller Begegnungen

    Die Werkstatt fürs Tal lud von 23. bis 25. September alle ein, sich an der Mitgestaltung der Region zu beteiligen, in den Austausch zu gehen und gemeinsam Schritte für eine gute Zukunft zu diskutieren. Es blieb aber auch genügend Raum, um sich einfach nur inspirieren zu lassen, altbekannten und neuen Menschen zu begegnen und gemeinsam zu feiern.

    Für eine in die Zukunft gerichtete Veranstaltungsreihe war es mehr als stimmig, dass wir den Auftakt-Workshop „jung sein im Tal“ mit jungen Talbewohner/innen bis 18 Jahre machen konnten. Im Kulturraum auf der Burgruine Blumenegg in Thüringerberg wurde diskutiert, wie sie die Entwicklung des Tales sehen. Ob sie sich einbezogen fühlen und wo sie gerne selbst etwas umsetzen möchten.

    Am selben Ort schloss Kriemhild Büchel-Kapeller vom Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung am Abend mit einem Vortrag zum Thema Zukunft an. Unter dem Titel - So geht Veränderung! - wurden die persönlichen Handlungsspielräume zum Wandel aufgezeigt.

    Der zweite Tag wurde mit der „Werkstatt für Engagement“ in der Propstei St. Gerold gestartet und

    brachte Vereine, Initiativen und engagierte Personen zusammen. Nach Impulsen von Expertinnen wurde gemeinsam an neuen Wegen und Lösungsansätzen gewerkelt. Es zeigte sich in den verschiedenen Arbeitsgruppen, dass die persönliche Austauschebene enorm wichtig ist und eine Koordinations- und Anlaufstelle zur Vernetzung wünschenswert wäre. Ebenso sollen weitere Treffen folgen.
     
    Fleißig weitergetüftelt und gefeiert wurde am Nachmittag dann rund um das biosphärenpark.haus wo verschiedenste Informationsmöglichkeiten angeboten wurden. Die Vielfalt an Themen in denen sich unterschiedliche Akteur/innen der Region engagieren, wurde den Besucher/innen näher gebracht. Die entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Biosphärenparkregion spielt die Bevölkerung. Ebenso bilden Netzwerke den Raum für ein Lernen von- und miteinander sowie für gemeinsame Projekte und Kooperationen.
    An diesem gemeinsam gestalteten Tag wurden somit auch die neue Talstation der Seilbahn Sonntag Stein, der Bergholzturm sowie der Alchemilla Garten feierlich eröffnet. Die Seilbahn Sonntag- Stein leistet einen wichtigen Beitrag zur zukunftsorientierten, nachhaltigen Art von Tourismus, betonte Landtagsvizepräsidentin Monika Vonier. Als Vorzeigebeispiel für Kooperation unterschiedlicher Handwerker agiere die Initiative Bergholz. Das Bergholz-Team und die Alchemilla Kräuterfrauen standen den gesamten Nachmittag für Austausch zur Verfügung. Herbert Bischof ermöglichte exklusive Einblicke in das Herzstück der Seilbahn Sonntag-Stein, den Maschinenraum.

    Im biosphärenpark.haus wurden mit Kindern Energieexperimente durchgeführt und zu Themen rund um den Klimawandel diskutiert. Auch der Geschichte der Walser/innen und des Biosphärenparks konnte im Rahmen von Führungen durch Josef Türtscher auf den Grund gegangen werden. Die REGIO Obfrau Andrea Schwarzmann, Anna Weber und Ingo Türtscher gaben einen Einblick in aktuelle Handlungsfelder und die Biosphärenparkthematik im Allgemeinen.

    Am Abend traf man sich in der Propstei St. Gerold zum Festabend, um das 50-jährige Bestehen der REGIO Großes Walsertal gebührend zu feiern. Im Rahmen des Abendprogramms konnte mit großer Freude ein ehrwürdiges Podium für eine Diskussion gewonnen werden. Alle ehemaligen REGIO-Obmänner Alt-Landeshauptmann Martin Purtscher, Alt-National­ratsabgeordneter Anton Türtscher und Alt-Landtagsabgeordneter Josef Türtscher, die erste Biosphärenparkmanagerin Birgit Reutz und der Begründer des Walserherbsts Dietmar Nigsch gaben­ Einblicke in Höhen und Tiefen in der Geschichte der Region. REGIO-Obfrau Andrea Schwarzmann lenkte den Blick in die Gegenwart und auch in die Zukunft. Anschließend wurde Josef Türtscher für 25-Jahre Obmannschaft geehrt. Bgm. Willi Müller sprach als langjähriger Begleiter im Namen seiner Bürgermeisterkolleg/innen die Dankesworte. Josef war Brückenbauer zwischen dem Landtag und der Region Großes Walsertal und ging als Pionier zur Etablierung des Biosphärenparks voran.

    Über 40% der Umweltzeichenschulen in Vorarlberg befinden sich im Großen Walsertal - alle Schulen des Tales besitzen dieses Zertifikat. Außerdem nehmen alle Volksschulen an dem Programm biosphärenparkschule teil, welches ein Kooperationsprojekt der inatura Dornbirn und dem Biosphärenpark Großes Walsertal ist. Ziel ist es, bei den Zukunftsträger/innen der Region einen Grundstein für ein Denken im Sinne des eigenen Lebensraums zu fördern. Die Geschäftsführerin der inatura Ruth Swoboda sprach lobende Worte über das große Engagement der Schulen. Landeshauptmann Wallner und die Landesräte Zadra und Gantner übergaben im Rahmen der Jubiläumsfeier allen Volksschulen der Region die biosphärenparkschule-Plakette zur Anbringung im Außenbereich der Schulgebäude.

    Anschließend wurde gefeiert und auch das ein oder andere Lied angestimmt.

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