Alpwirtschaft im Klimawandel

    Die österreichische Alp- und Berglandwirtschaft steht kontinuierlich vor strukturellen Veränderungen und wechselnden Rahmenbedingungen. Die Arbeit in und mit der Natur verlangt daher ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, um den vielfältigen Herausforderungen der Almbewirtschaftung nachhaltig und erfolgreich entgegenzutreten. Eine der größten gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen ist der Klimawandel. Im Durchschnitt setzt die Vegetation immer früher ein und bei ausreichendem Niederschlag wächst die Pflanzenwelt intensiver. Um darauf zu reagieren, muss das Weidemanagement entsprechend angepasst werden. Darüber hinaus führen klimabedingt längere Trockenperioden zunehmend zu einer Gefährdung der Wasserversorgung für Mensch, Tier und Pflanzen.

    Die größten Probleme im Jahresverlauf entstehen durch Extremwetterereignisse und stabilere Wetterlagen. Längere Schönwetterperioden können zu Trockenheit, Wasser- und Futtermangel führen, während anhaltende, kalte Niederschlagsphasen ebenfalls Schwierigkeiten in der Alpwirtschaft verursachen, wie etwa in der Behirtungspraxis und der Futtermittelversorgung. Starkniederschläge führen zudem immer häufiger zu Schäden an der Alpinfrastruktur.

    Die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein hat in einem Versuch festgestellt, dass die Temperaturen in den für den ersten Aufwuchs so entscheidenden Monaten April bis Juni in den letzten 25 Jahren um +2,1°C gestiegen sind. Infolgedessen beginnt die Vegetationsperiode nun etwa zwei Wochen früher, wobei es in einzelnen Jahren auch deutliche Abweichungen gab (Guggenberger et al., 2021).

    Durch den Klimawandel finden viele Pflanzen in Gebirgsregionen nun bessere Wachstumsbedingungen vor. Die frühere und meist auch längere Wachstumsphase erfordert eine angepasste Alpbewirtschaftung. Wie ein angepasstes Weidemanagement aussehen kann, beschreibt Herr Siegfried Steinberger anhand des „Magischen Dreiecks der Almwirtschaft“.

    Magisches Dreieck der Almwirtschaft


    Forum „Klimafitte Berglandwirtschaft“

    Am Freitag, den 11. Oktober 2024, fand im biosphärenpark.haus in Sonntag das Forum „Klimafitte Berglandwirtschaft“ statt. Zahlreiche interessierte Landwirt:innen aus dem Tal nahmen an der Veranstaltung teil und verfolgten gespannt die vielfältigen Vorträge.

    Den Auftakt machte Siegfried Steinberger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. In seinem Vortrag zum Thema „Klimaangepasste Weidewirtschaft“ erläuterte er das „Magische Dreieck der Almwirtschaft“ und zeigte auf, wie das Weidemanagement an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden kann. Sein Beitrag bot den Teilnehmenden wertvolle praktische Ansätze und war Grundlage für eine angeregte Diskussion.

    Im Anschluss präsentierte das Biosphärenpark-Management aktuelle Informationen zum Partnerbetriebsmodell der österreichischen Biosphärenparks und gab den Anwesenden die Möglichkeit, sich aktiv in die Entwicklung des neuen Managementplans einzubringen.

    Nach einer kurzen Pause mit Kaffee und Kuchen folgte ein Vortrag von Ingrid Loacker, Vertreterin der Umwelt- und Klimaschutzabteilung des Landes Vorarlberg, die den Regionalen Naturschutzplan vorstellte und auf dessen Bedeutung für die Region einging.

    Den Abschluss bildete Klaus Küng von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, der das Konzept des energieautarken Bauernhofs präsentierte. Er zeigte auf, wie landwirtschaftliche Betriebe durch den Einsatz erneuerbarer Energien unabhängiger werden können und erläuterte die aktuell verfügbaren Fördermöglichkeiten in Vorarlberg.

    Das Berglandwirtschaftsforum wurde vom Biosphärenpark Großes Walsertal gemeinsam mit der KLAR! - & KEM-Region sowie der Umwelt- und Klimaschutzabteilung des Landes Vorarlberg organisiert. Es bot den Teilnehmenden eine ideale Gelegenheit, sich über zukunftsweisende Themen der Berglandwirtschaft zu informieren und mit Fachleuten sowie Kolleg:innen aus der Region auszutauschen.

    Gebannte Zuhörer:innen beim Vortrag von Siegfried Steinberger